Frau Klein
Autorin
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Cox grinste wie ein Honigkuchenpferd über seine Worte und über Avas entsetzten Gesichtsausdruck. Sie hatte seine Berührungen bis in ihre Zehenspitzen gespürt und nun rutschte sie unruhig neben ihm hin und her. Brandons Grinsen wurde breiter, als er bemerkte, was die kleine Aktion bei Ava hervorgerufen hatte und er wurde mutiger. Er rutschte näher an sie heran, legte einen Arm um sie und der andere verschwand unter dem Tisch zwischen ihren Beinen. Warm und schwer lag sie dort an ihrer Spalte, die ihre Schenkel bildeten. Er veränderte den Druck in seiner Hand und Ava gefror das Blut in den Adern. Was hatte dieser Kerl vor? Sie atmete heftig aus und ihr Körper wurde stocksteif. Es konnte doch nicht sein, dass er nur ihren Chef eifersüchtig machen wollte? Sie schielte an seiner Schulter vorbei, hinüber zu Gordon und sie sah, dass sich dessen Gesichtsfarbe gerade in ein tiefes Rot verwandelte. Sie hoffte, dass er ihre Blicke als genau das verstehen würde, als das diese gemeint waren. Als Hilferuf. Aber Gordon wandte sich ab.

Sie mochte Cox, sie mochte nur seine Spielchen nicht. Aber nach Gordons Angriff im Wagen sah sie sich außerstande, sich gegen die Annäherungsversuche von Cox zu wehren. Sie war einfach zu verwirrt, zu wütend und zu aufgewühlt, als dass sie sich hätte, hier und jetzt, mit Charme seiner Bemühungen erwehren können. So rutschte sie hilflos dreinblickend auf ihrem Platz ein Stückchen von ihm weg.
„Keine Angst“, sagte Cox leise, „näher komme ich ihnen schon nicht. Ist er schon sauer?“ „Und wie“, Ava räusperte sich, „hören Sie trotzdem bitte damit auf … ich bin heute nicht wirklich in der Verfassung, das hier nicht ernst zu nehmen.“ „Hat er sich denn wirklich so schlecht benommen?“, Brandon Cox schielte kurz zu seinem besten Freund und konnte nur auf dessen Rücken sehen.
Etwas schien hier ganz gewaltig zwischen den beiden schief zu laufen und Cox hätte gern gewusst, was. Er kannte den bulligen Mann schon zu lange und er kannte auch dessen amouröse Vorlieben. Und vor allem kannte er, die schon fast unstillbare Sehnsucht, die dieser Mann bezüglich der Frau, neben der Cox gerade saß, hegte. Es war kaum ein Treffen zwischen den beiden Männern vergangen, ohne das Ava nicht wenigstens einmal Gesprächsthema war.

Langsam machte sich Cox Sorgen.  Sumner war nicht der Mann, der sich mit seiner Zuneigung zu den Menschen versteckte. Wenn er jemanden mochte, dann bekam derjenige dies auch lautstark mit. Sumner war ein Verbalprolet, aber wenn er jemanden zugeneigt war, der beste und vor allem, loyalste Freund, den man sich wünschen konnte.  Cox und Sumner hatten viel miteinander durchgemacht. Er und Sumner. Beide hatten kurz vor dem finanziellen Ruin gestanden, Beziehungsstress und Allüren, hatten sie miteinander erlebt. Cox wusste, wie dieser Mann dort drüben tickte. Nur in Bezug auf Ava wusste er es nicht. Sumner ließ auch keine Diskussionen über sein - nicht vorhandenes - Verhältnis zu ihr zu. Cox verstand nicht, warum sich dieser Mann, der sonst alles und jeden in Beschlag zu nehmen wusste, ausgerechnet bei dieser kleinen Hexe so zurück nahm. Sicher, sie war eine Augenweide und ja … sie war ein Glücksfall für Sumners Agentur. Sie wäre sicher auch ein Glücksfall für ihn privat gewesen, aber irgendwas hielt die junge Frau davon ab, sich mit seinem Freund zusammenzutun.  Und genau da lag der Punkt den Cox nicht verstand. Avas Blick war genauso traurig, wie ihre Stimme in diesem Moment und Cox nahm sofort Abstand.
„So schlimm“, in seiner Stimme lag echte Besorgnis und plötzlich lachte er, endlich verstand er, „Ava, Ava …! Sie sind mir ja eine.“ Er legte ihr eine Hand unter das Kinn und Ava versuchte krampfhaft, seinem Blick auszuweichen. „Es geht gar nicht darum, dass Sie nicht wollen …“, Ava wünschte sich in diesem Moment, dass er das, was er sagen wollte, nicht aussprechen würde, „Unsere kleine Assistentin hat sich ernsthaft in den großen Meister verliebt.“

Isadorra Ewans - Chefsache